Ein Erbe in Lederhosen: Die nachhaltige Förderung der Volkskultur durch die Familie von Cramer-Klett.
Um 1880 entstand in Bayern eine bedeutende Trachten- und Heimatbewegung als Antwort auf die tiefgreifenden sozialen Veränderungen durch Industrialisierung, Urbanisierung und Landflucht. Vereine wurden gegründet, um lokale Bräuche und traditionelle Kleidung, die sogenannte Tracht, zu bewahren und regionale Identitäten gegenüber äußeren Einflüssen zu stärken. Zu den frühesten gehörte 1884 der Gebirgstracht-Erhaltungsverein „D’Griabinga“ in Hohenaschau, der sich der Pflege heimischer Volkskultur widmete.
Ein maßgeblicher Förderer dieses Vereins und der Trachtenbewegung war die Industriellen- und Adelsfamilie von Cramer-Klett, insbesondere Theodor von Cramer-Klett junior (1874–1938). Ab 1896 übernahm er das Patronat des Vereins „D’Griabinga“, finanzierte dessen erste einheitliche Tracht und unterstützte aktiv die Verbreitung und Akzeptanz der traditionellen Gebirgstracht. Cramer-Klett, selbst überzeugter Trachtenträger, engagierte sich zudem regional, indem er 1902 Protektor des neu gebildeten Gauverbands I der Trachtenvereine wurde.
Eine wichtige Verbindung zwischen der Familie von Cramer-Klett und der wissenschaftlichen Volkskulturforschung stellte der Architekt und Autor Franz Zell dar. Zell war Mitbegründer des 1902 entstandenen Vereins für Volkskunst und Volkskunde, des heutigen Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. Als Autor und Herausgeber zahlreicher Werke über Volkskunst trug Zell entscheidend zur Dokumentation und Popularisierung bayerischer Volkskultur bei. 1903 widmete er eines seiner Werke, Bauern-Trachten aus dem Bayerischen Hochland, ausdrücklich Theodor von Cramer-Klett junior: „Hochwohlgeboren […] Theodor von Cramer-Klett [..] Protektor des Gauverbandes der oberbayerischen Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine ehrerbietigst gewidmet“.
Nachfolgende Generationen der Familie Cramer-Klett führten die Tradition der Volkskulturförderung fort. Ludwig Benedikt von Cramer-Klett (1906–1985), Sohn Theodors, übernahm 1927 das Protektorat des Chiemgau-Alpenverbands der Trachtenvereine; ihm folgte Theodor Rasso von Cramer-Klett (1941–2021). Diese Tradition setzt sich bis in die Gegenwart fort: 2024 übernahm Ludwig Freiherr von Cramer-Klett die Schirmherrschaft beim 140-jährigen Gründungsfest der „D’Griabinga“.
Noch heute pflegt die Familie sichtbar die Trachtenkultur als Ausdruck regionaler Verbundenheit und Identität. Diese fortgesetzte Unterstützung, sowohl finanziell als auch symbolisch durch das Tragen von Tracht, unterstreicht die nachhaltige Bewahrung und Wertschätzung der bayerischen Volkskultur und der Aschauer Tradition.