Gastgeber aus Leidenschaft – Die Cramer-Kletts und ihr Erbe in Aschau.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gewann das bayerische Voralpenland als Ziel der sogenannten Gebirgssommerfrische zunehmend an Beliebtheit. Diese Form des Sommeraufenthalts bedeutete mehrere Wochen in einer landschaftlich reizvollen und ruhigen Umgebung zu verbringen – fernab der städtischen Hitze und Hektik. Im Jahr 1876 wählte die Industriellenfamilie Cramer-Klett erstmals ihren neuen Besitz in Aschau im Chiemgau als Sommerresidenz, nachdem sie zuvor bevorzugt Bad Ischl besucht hatte.
Theodor von Cramer-Klett senior initiierte hier den Ausbau der touristischen Infrastruktur, indem er neben Wegen zur wirtschaftlichen Erschließung des Besitzes auch Wanderwege anlegen ließ, darunter den bekannten „Reitweg“ zur Kampenwand. Dieser komfortabel angelegte Weg mit einer Breite von etwa 1,5 Metern, zahlreichen Wegweisern und über 30 Ruhebänken wurde bereits 1880 als leicht zugänglicher „Sonntagsspaziergang“ geschätzt – ein früher Impuls für den heutigen Aschauer Bankerlweg.
Früh erkannte die Familie gemeinsam mit ihren Gästen das Potenzial Aschaus und unterstützte konsequent die touristische Entwicklung. Das „Burghotel“, ursprünglich das „Stadl-Wirtshaus“, wurde zwischen 1879 und 1880 im altdeutschen Stil von Gabriel von Seidl umgestaltet und avancierte zu einem bedeutenden Anziehungspunkt. Unter Theodor von Cramer-Klett junior erfolgte 1914 eine weitere stilistische Renovierung im Heimatstil durch den Architekten Franz Zell.
Die Familie baute das touristische Angebot kontinuierlich aus: 1940 erwarb Annie von Cramer-Klett die „Hofwirtschaft“. Ludwig Benedikt von Cramer-Klett ließ sie 1955 zum „Hotel zur Post“ umbauen und stattete es mit Interieur aus dem 1942 verkauften Schloss Hohenaschau aus. Erst 1998 erwarb Sternekoch Heinz Winkler das Anwesen. Bis 1984 wurde in Aschau das Hohenaschauer Bier aus der Cramer-Klett-Brauerei ausgeschenkt.
Während der NS-Zeit gewann Aschau im Zuge des Kraft-durch-Freude-Programms (KdF) an Bedeutung und erlebte erstmals eine Form von Massentourismus. Infolgedessen wurde die Infrastruktur ausgebaut; die Familie Cramer-Klett stellte dafür Immobilien und Grund zur Verfügung. Ab 1935 wurde die einstige Reithalle der Familie für große Veranstaltungen umgebaut und genutzt. Auch heute wird der Festhallen-Komplex mit Festhalle (ehemalige Stallungen und Reithalle) für Großveranstaltungen genutzt. Pächter ist die Gemeinde, Eigentümer bleibt die Familie Cramer-Klett.
Bis in die Gegenwart engagiert sich die Familie Cramer-Klett aktiv im touristischen Leben Aschaus. Peggy von Cramer-Kletts „Sommerakademie Hohenaschau“ lockte von 1995 bis 2015 zahlreiche Kunstenthusiasten nach Aschau. Heute setzt Ludwig von Cramer-Klett die Gastgebertradition mit der „Stubn“ in der Frasdorfer Hütte sowie mit der Hofalm fort. Diese beiden Betriebe bieten Gästen ein authentisches alpines Ambiente mit Gastronomie vor alpiner Kulisse.