1876-1878 Vizinalbahn – Macher

Theodor von Cramer-Klett sen. war ein Macher. In nur vier Monaten hatte er die Genehmigung für den Bau der Bahnlinie.

1878: Wie Theodor von Cramer-Klett die Weichen für Aschaus Zukunft stellte.
Ein "Macher" ist jemand, der Projekte entschlossen anpackt und erfolgreich umsetzt. Theodor von Cramer-Klett senior (1817–1884) war ein solcher Macher. Innerhalb von nur vier Monaten im Jahr 1876 schuf er alle Voraussetzungen für den Bau der Bahnstrecke Prien–Aschau: Er sicherte die staatliche Genehmigung, veranlasste Grundstücksabtretungen und stellte die Finanzierung, einschließlich erheblicher Eigenmittel, sicher. Dank seiner wirtschaftlichen Prominenz gelang es Cramer-Klett senior, durch ein direktes Bittgesuch an König Ludwig II., die Priorisierung seines Antrags zu erreichen. Bereits Ende Juli 1876 erhielt er die königliche Unterschrift zur Mitfinanzierung der Bahnstrecke. Damit wurden alternative Initiativen, wie der geplante Bahnanschluss von Rosenheim über Frasdorf nach Aschau, obsolet.
Am 18. August 1878, genau zwei Jahre nach Planungsbeginn und am dritten Geburtstag seines Sohnes Theodor von Cramer-Klett junior, wurde die Bahnlinie Prien–Aschau feierlich eröffnet. Für Aschau und das Priental begann damit eine neue Ära der wirtschaftlichen und touristischen Erschließung.
Cramer-Klett senior nutzte für den Bau der Bahnlinie das 1869 in Kraft getretene Vizinalbahngesetz (von lateinisch vicinus – der Nachbar). Dieses Gesetz regelte die Erschließung von Nebenbahnlinien und gewährte technische Erleichterungen. Es übertrug jedoch den Antragstellern, meist Gemeinden, die Verpflichtung, den Baugrund unentgeltlich bereitzustellen und die Finanzierung der Erdarbeiten für den Gleisbau zu übernehmen. Erst danach prüfte der Staat die Übernahme der restlichen Finanzierung.
Die Bahnstrecke München–Rosenheim wurde im November 1857 in Betrieb genommen. Im August 1860 folgte die feierliche Eröffnung der Strecke Rosenheim–Salzburg unter Anwesenheit von König Maximilian II. von Bayern und des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Ein Teil des Chiemgaus war nun wirtschaftlich und touristisch erschlossen. Die damals kleine Gemeinde Prien lag somit an einer der Hauptverkehrsstrecken von München bis Wien. Reisende nach Aschau hingegen mussten weiterhin auf Kutschen oder Fußmärsche zurückgreifen; Güter und Waren wurden mit bäuerlichen Pferde- oder Ochsengespannen transportiert. Mit der Eröffnung der Bahnlinie 1878 änderte sich dies grundlegend.
Eine Festscheibe zu den Eröffnungsfeierlichkeiten 1878 zeigt detailliert das Bahnhofsgebäude, das Lagerhaus und die Lokomotive. Der Bahnhistoriker H. Holzapfel identifiziert darin eine Tendler-Lokomotive der Klasse D IV der Lokomotivfabrik Krauss & Comp.

Vizinalbahn
Festscheibe 1878, heute Feuerschützengesellschaft Aschau
Detail Festscheibe mit Bahnhof und Lokomotive

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