Theodor von Cramer-Klett: Ein Leben zwischen Unternehmertum und Adel.
Dr. Theodor von Cramer-Klett (1817-1884) war ein führender Industriepionier und Finanzier in Bayern. Geboren in eine Nürnberger Kaufmannsfamilie, erhielt er nach humanistischem Gymnasium und kaufmännischer Lehre eine breite, wenn auch unsystematische Ausbildung mit kaufmännischen, bankgeschäftlichen sowie philosophischen und chemischen Kenntnissen. Politisch zunächst radikal-liberal geprägt, engagierte er sich 1848 als Gemeindebevollmächtigter für demokratische Reformen, wurde jedoch später als konservativer Befürworter des monarchischen Prinzips angesehen.
1847 heiratete er Emilie Klett, Tochter des Maschinenfabrikanten Johann Friedrich Klett, und übernahm nach dessen Tod die Maschinenfabrik Klett & Co. in Nürnberg, obwohl er zuvor kaum industrielle Erfahrung hatte. Ein bedeutender Glücksfall war sein Gewinn von 300.000 Gulden in der österreichischen Staatslotterie, die er als Kapital einsetzte.
Seine visionäre Stärke zeigte sich in der Umwandlung seiner Firma zu einer modernen Holdinggesellschaft und der Gründung einer Industriebank. Er war Pionier im Bereich der Unternehmensfinanzierung und initiierte neue Geschäftsmodelle, indem er langfristige Lieferantenkredite gewährte und Beteiligungen bevorzugt durch Sachleistungen finanzierte. Cramer-Klett spielte zudem eine zentrale Rolle bei der Gründung der Münchener Rückversicherung. Er war es, der Carl Thieme, dem Gründer der heutigen Munich RE, vom damals in England etablierte Konzept der Rückversicherung überzeugte. Cramer-Kletts Finanzholding stellte 1880 ein Drittel des erforderlichen Gründungskapitals von drei Millionen Mark bereit.
Als Unternehmer war Cramer-Klett entscheidend an der industriellen Entwicklung beteiligt, insbesondere im Eisenbahn- und Brückenbau, und etablierte sich als Generalunternehmer großer Infrastrukturprojekte.
1865 wurde er in Anerkennung seiner wirtschaftlichen Verdienste und der Bedeutung seiner Unternehmen mit dem erblichen Adelstitel ausgezeichnet. Trotz seines Erfolgs und gesellschaftlichen Aufstiegs pflegte er einen eher großbürgerlichen als adeligen Lebensstil, blieb distanziert zur höfischen Gesellschaft und konzentrierte sich bis zuletzt auf seine umfangreichen wirtschaftlichen Aktivitäten.
Gründergeist, visionäre Strategien und innovative Impulse ziehen sich bis heute durch die Generationen der Familie Cramer-Klett. Theodor von Cramer-Klett jun. engagierte sich insbesondere als Mäzen und Visionär für die katholische Kirche. Dessen Sohn Ludwig Benedikt von Cramer-Klett prägte als Impulsgeber die Jagd-Literatur der 1950er und 1960er Jahre.
Heute steht Ludwig von Cramer-Klett an der Spitze des Hauses Cramer-Klett. Wie sein Ururgroßvater Theodor sen. verfolgt auch er innovative Ansätze, setzt auf Vernetzung sowie Unternehmergeist und treibt Neugründungen im Chiemgau sowie in Berlin voran.