1914-1920 Lazarett – Fürsorger

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges richtete Theodor Freiherr von Cramer-Klett jun. in den Gebäuden seiner Stallungen, heute Festhallen-Komplex, ein Lazarett ein.

Für Kaiser und Vaterland: Das Lazarett Hohenaschau und das soziale Engagement der Familie von Cramer-Klett.
Während des Ersten Weltkriegs engagierten sich zahlreiche adelige und wohlhabende Personen durch die Einrichtung und Finanzierung privater Lazarette. Motivation hierfür war gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, patriotische Pflicht und karitatives Engagement. Theodor Freiherr v. Cramer-Klett jun. (1874–1938) und seine Frau Anna Chariklia (1876–1952) übernahmen die Einrichtung, Leitung und Finanzierung eines Lazaretts in Aschau. Theodor v. Cramer-Klett jun., tiefgläubiger Katholik, sah sich dabei ausdrücklich als Vorbild und Fürsorger im Sinne sozialer und karitativer Verantwortung gemäß den Werten der katholischen Kirche.
Das Lazarett in Hohenaschau, eröffnet am 30. August 1914, befand sich in den ehemaligen Stallungen des Besitzes der Familie, im heutigen Festhallen-Komplex. Die Einrichtung war für damalige Verhältnisse hervorragend ausgestattet, unter anderem mit Operationssälen und einem Röntgengerät. Die Organisation lag bei Theodor von Cramer-Klett, für Verwaltung und Betreuung war sein Frau verantwortlich, unterstützt durch Fachpersonal. Anna von Cramer-Klett war auch als Operations- und Narkoseschwester aktiv tätig. Im Lazarett konnten zwischen 100 und 150 Patienten behandelt werden. Etwa 70 Prozent davon waren Unteroffiziere und Mannschaften, während 30 Prozent Offiziere waren. Offiziere wurden teils im Schloss Hohenaschau, überwiegend aber im Hotel „Zur Burg“ und der Moser-Villa untergebracht. Das Lazarett hatte eine bedeutende soziale Funktion in der Region und wurde von der Bevölkerung stark unterstützt. Die Einwohner von Aschau lieferten unentgeltlich Lebensmittel.
Private Lazarette wie das in Hohenaschau entstanden aus einer patriotischen Pflicht gegenüber Kaiser und Vaterland. Durch die Nähe zum königlichen Hof erhielten private Lazarette oft prominente Besuche. König Ludwig III. und Königin Maria Theresia besuchten das Lazarett in Hohenaschau mehrfach, was dessen Bedeutung und Ansehen zusätzlich erhöhte. Weitere prominente Besucher waren der Erzbischof von München und Freising, Franz Kardinal von Bettinger, sowie Erzherzog Stefan von Österreich.
Das Lazarett in Hohenaschau war beispielhaft für viele private Einrichtungen dieser Art, von denen es deutschlandweit während des Ersten Weltkriegs mehrere hundert gab. Sie ergänzten die staatlichen Militärkrankenhäuser durch zusätzliche Kapazitäten und bessere Ausstattung, ermöglicht durch private Finanzierung und Fürsorge. Nach sechs Jahren Betrieb wurde das Lazarett in Hohenaschau am 31. Mai 1920 geschlossen.

Lazarett
Lazarett im Mittelgebäude des heutigen Festhallen-Komplexes
Mittelgebäude des Festhallen-Komplexes von außen, heute

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