1875-2025 Forst & Almen – Wegbereiter

Die Cramer-Kletts sind Wegbereiter der wirtschaftlichen sowie touristischen Erschließungen des Prientals und der zugehörigen Bergwelt.

Kulturlandschaft im Wandel – Die Cramer-Kletts zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft.
Mit dem Erwerb von Schloss Hohenaschau und der zugehörigen Herrschaft im Jahr 1875 begann unter Theodor von Cramer-Klett sen. ein tiefgreifender Wandel der Forst- und Almenwirtschaft im Priental. Der Großindustrielle war mehr als ein bloßer Eigentümer – er war ein Wegbereiter, der mit organisatorischem Geschick und wirtschaftlichem Weitblick eine zukunftsweisende Musterwirtschaft schuf.
Bereits kurz nach der Übernahme ließ Cramer-Klett sen. eine umfassende Bestandsaufnahme („Registratur“) der Waldverhältnisse erstellen. Mit forstwirtschaftlichen Experten wie dem Vater Ludwig Ganghofers, dem damaligen Leiter des bayerischen Forstwesens, wurden neue Wirtschaftspläne, ein Kultivierungs- und Aufforstungsprogramm sowie ein modernes Wegenetz konzipiert. Ziel war die Rationalisierung und nachhaltige Nutzung des Waldes unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Die bislang zersplitterten Besitzverhältnisse wurden durch gezielte Arrondierungen und Grundstückszukäufe bereinigt. Damit einher ging die Ablösung traditioneller Weide- und Streuberechtigungen, welche als Hindernis für eine wirtschaftliche Forstkultur galten. Die Alpwirtschaft, als unrentabel eingeschätzt, wurde zum Teil durch Aufforstung ersetzt, wobei Weiderrechte oftmals abgelöst wurden.
Die „Generelle Beschreibung der Waldungen“ (1879) und der darauf basierende Wirtschaftsplan (1880) regelten Verwaltung, Personal und Forstbetrieb mit Präzision. Theodor von Cramer-Klett sen. kombinierte unternehmerische Effizienz mit sozialer Verantwortung. Der Grundstein für die Bewirtschaftung des Forstes war damit für die nachfolgenden Generationen gelegt. Der Weg für den beginnenden Tourismus war auch bereitet. Die Bahnlinie Aschau-Prien transportierte nicht nur Holz ab, sondern öffnete ab 1878 das Priental für den Tourismus.
Heute stehen private Waldbesitzer wie Ludwig von Cramer-Klett wieder vor der Herausforderung, ihre Wälder nachhaltig zu bewirtschaften und gleichzeitig wirtschaftlich zu nutzen. Ein zentrales Anliegen ist der Waldumbau hin zu stabilen, klimaresilienten Mischwäldern. Auch die traditionelle Almwirtschaft im Chiemgau hat trotz struktureller Veränderungen Bestand. Aktuell gibt es in der Region über 140 bewirtschaftete Almen, von denen etwa 60 auch gastronomische Angebote für Wanderer und Touristen bereitstellen. Die Familie Cramer-Klett ist heute noch Eigentümerin von dreizehn Almen und einem der größten privaten Grundbesitze im bayerischen Alpenraum. Die Bewirtschaftung geschützter Bergwälder und Almwiesen ist in unserer heutigen Zeit eine Herausforderungen und in vielerlei Hinsicht keine leichte Aufgabe. Dabei bemüht sich die Familie Nachhaltigkeit auf allen Ebenen mit den Interessen der unterschiedlichen Nutzer- und Interessensgruppen in Einklang zu bringen. Die Ökologie steht hierbei im Fordergrund und wird unter dem Schirm der durch Ludwig von Cramer-Klett kürzlich gegründeten Priental Stiftung in unterschiedlichen Projekten zum Schutz der Artenvielfalt und des Tierschutzes verfolgt.
Durch die Förderung der Almwirtschaft und einen ganzheitlichen und ökologischen Ansatz in der forstlichen und jagdlichen Bewirtschaftung tragen die Cramer-Klett maßgeblich zur Pflege der Kulturlandschaft im Chiemgau bei.
Insbesondere durch den aufwendigen Erhalt und die Pflege des umfangreichen Wegenetzes sowie den Betrieb von bewirtschafteten Almhütten wie der Hofalm und der Stubn in der Frasdorfer Hütte leistet die Familie auch heute noch einen wertvollen Beitrag für Freizeitnutzung und dem Tourismus im Chiemgau. In den selbst bewirtschafteten Hütten hält die Familie an einem Angebot aus vornehmlich aus dem eigenen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb stammenden Produkten und einer engen Zusammenarbeit mit lokalen Erzeuger-Betriebenen fest und bemüht sich auch so, Standards für Regionalität und Nachhaltigkeit zu setzen.

Zeichnung Innenraum einer Alm, 1911, Cramer-Klett Archiv
Detail Stubn in der Fransdorfer Hütte, 2024

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