150 Jahre Aschau & Cramer-Klett

Geschichte im Schaufenster

Der Schlossumbau
Von der Burgenromantik zum modernen Idealschloss

In den Jahren 1905 bis 1908 wurde Schloss Hohenaschau im Chiemgau unter der Leitung des Münchner Architekten Max Ostenrieder ( 1870-1917) umgebaut und erweitert. Theodor von Cramer-Klett jun. ließ die alte Burganlage restaurieren und durch Neubauten auf der Südseite zum Schloss erweitern.
Für die Erweiterung sprengte Ostenrieder an der Südseite des Burgberges ein Plateau aus dem Fels. Auf diesem Plateau wurde der Kavalierbau errichtet. Der Kavalierbau besteht aus verschiedenen Bauteilen: einem Rundturm mit Kegeldach an der Westecke, einem langgestreckten Baukörper mit Satteldach, der zu den Felsen des Burgberges hin schwingt, und einem oktogonalen Turm. In diesem Turm gab es außer den Treppen auch einen elektrischen Aufzug, der Schlossbewohner und Besucher mühelos auf das Höhenniveau der alten Burganlage brachte.
Ein weiterer neuer Gebäudeteil war der Vogelbau, der den schmalen Vorbau des Bergfrieds ersetzte. Der Vogelbau diente als herrschaftlicher Schlaftrakt und umfasste Schlafräume, Frühstücks- und Badezimmer, Teeküche, Waschraum und Zimmer für das Personal. Über dem Vogelbau wurde eine Aussichtsterrasse angelegt. Alle Bauten wurden mit moderner Technik und Zentralheizung ausgestattet.
Die Bauarbeiten waren nicht ohne Probleme. Es gab wohl Unregelmäßigkeiten in den Rechnungen des Architekten Ostenrieder, die ein Revisionsgutachten erforderlich machten. Das Gutachten enthielt schwere Beschuldigungen gegen Ostenrieder, darunter den Vorwurf der Überteuerung der Arbeiten und der Verschwendung von Materialien. Bemängelt wurde unter anderem die planlose Ausführung vieler Arbeiten, die zu unnötigen Kostensteigerungen führten. Dem Architekten wurde vorgeworfen die Unkenntnis und das Vertrauen des Bauherrn ausgenutzt zu haben. In zeitgenössischen Fachzeitschriften wurden Umbau und Erweiterung des Schlosses Hohenaschau zum modernen „Idealschloss“ dafür als sehr gelungen beschrieben.
Die Kosten für den Umbau des Schlosses beliefen sich auf etwa 6 Millionen Mark, eine für die damalige Zeit sehr hohe Summe. Zeitweise waren 300 bis 400 Arbeiter mit den Bauarbeiten beschäftigt.
Trotz der Kontroversen um die Abrechnung war die Familie von Cramer-Klett mit dem Ergebnis des Umbaus zufrieden. Das Schloss wurde zu Pfingsten 1908 bezogen und war bis 1938 Wohnsitz der Familie.