Die Zeit des Nationalsozialismus ist in der Regionalgeschichte des Chiemgau nur wenig erforscht. Wir wissen wenig über Opfer, Verfolgung, Entrechtung, über örtliche Militarisierung und NS-Organisation, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft. Ein im Frühjahr 2022 ins Leben gerufenes Aufarbeitungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, neue Forschungen anzustoßen und die Erinnerungskultur im Priental und darüber hinaus zu gestalten: im Fokus unseres Projektes stehen die südöstlichen Kreise im sog. Traditionsgau, die heutigen Landkreise Miesbach, Traunstein, Rosenheim und Berchtesgaden. Dieses Aufarbeitungsprojekt basiert auf der Doktorarbeit von Dr. des. Maria Anna Willer mit dem Titel "Nationalsozialismus auf dem Dorf", die Ende 2023 als Buch im transcript Verlag erschien.
Was ist der Traditionsgau? Im südlichen Oberbayern hatte der Nationalsozialismus seine frühe Ausgestaltung und Parteiorganisation entwickelt. Der Gau Oberbayern war bereits 1928 ins Leben gerufen und wurde 1930 von Hitler mit dem Gauverband München zum Traditionsverband München-Oberbayern zusammengelegt. Nach der Machtübernahme baute die Münchner NSDAP Parteizentrale auf regionaler Ebene die NS-Organisationen aus. Regional waren die Strukturen 1933 zur Machtergreifung bereits vorbereitet.
Im Rahmen unseres Projekts finden regelmäßig Veranstaltunge zu diesem Thema statt. Am 14. September 2024 konnten wir einen tirolerisch-bayerischen Workshop in Aschau veranstalten, der dank einer Förderung von Euregio Inntal / Interreg Bayern-Österreich umgesetzt werden konnte. Über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen, um mit den Referentinnen und Referenten zu diskutieren.
Wenn auch sie unser Projekt unterstützen oder sich aktiv an der Aufarbeitung beteiligen wollen, nehmen sie bitte mit uns Kontakt auf.